Bahnhof Braunschweig Ost



Braunschweig Ost hatte die wohl abwechslungsreichste Geschichte aller auf diesen Seiten beschriebenen Bahnhöfe aufzuweisen. Ein zeitlicher Überblick:
01.11.1901: Inbetriebnahme von der BLE (Braunschweigische Landes-Eisenbahn) im Zuge des Streckenbaus Braunschweig Nord - Fallersleben. Der Bahnhof heißt zunächst "Gliesmarode West".
11.11.1901: Die BSE (Braunschweig-Schöninger Eisenbahn) eröffnet ihren Bahnhof "Gliesmarode Ost" östlich der Bevenroder Straße, ein Übergabegleis verbindet beide Bahnhöfe.
01.01.1938: Die BLE wird von der Reichsbahn übernommen. Es wird umgehend eine Verbindungsstrecke zum Bahnhof Gliesma- rode gebaut, der Zugverkehr läuft nach deren Fertigstellung Anfang Oktober 1938 Richtung Braunschweig Hbf/Rbf. Die Verbindung Braunschweig Ost - Braunschweig Nord mit der Brücke über die Nordausfahrt des Bahnhofs Gliesmarode wird dabei nicht mehr angebunden.
1949: Die DB übernimmt den Betrieb, die Strecke nach Fallersleben bekommt in den Folgejahren einige Bedeutung für den Güterverkehr zum VW-Werk Wolfsburg und zum Grenzbahnhof Oebisfelde. Das Reisendenaufkommen dagegen geht nach zunächst starkem Berufsverkehr (vor allem in den 50er Jahren) immer weiter zurück.
31.07.1971: Die BSE stellt ihren Betrieb ein. Die Stadt Braunschweig übernimmt das Reststück von Braunschweig Ost in Richtung Vossenkamp, der Güterverkehr dort wird durch die DB weiterbetrieben (vergl.
Sonderseite dazu).
Winterfahrplan 1975/76: Der Bahnhof Braunschweig Ost wird als Personenzughalt gestrichen.
Sommer 1984: Ersatz des alten Bahnübergangs Bevenroder Straße (Schrankenwärterhaus direkt am Überweg) durch elektrische Anlage.
Sommerfahrplan 1988: Die hier stationierten Rangierloks (zuletzt 332 288 und 333 191) werden zum Rangierbahnhof umgesetzt, die Dienststelle (Bahnhofsbüro im Empfangsgebäude) wird ebenfalls dorthin verlagert.
Anfang 1991: Einstellung des Rest-Güterverkehrs auf dem ehemaligen BSE-Reststück.
18.09.1998: Stillegung der Fallerslebener Strecke ab km 3,5 (Einfahrsignal Braunschweig Ost aus Richtung Lehre), der Zugverkehr nach Fallersleben läuft jetzt über die neu gebaute "Weddeler Schleife". Braunschweig Ost wird Endbahnhof für den geringen loka- len Güterverkehr.
31.12.2000: Einstellung des Rest-Güterverkehrs.
2005/2006: Rückbau der Reststrecke von Braunschweig Gliesmarode her, Rückbau der meisten Bahnhofsgleise und Verkauf des Gebäudes. Das Neubaugebiet "Holzmoor" entsteht nördlich des Bahnhofsgeländes.

Die einstige Bedeutung des Bahnhofs Braunschweig Ost könnte man in 4 Bereiche gliedern:

1. Für den Zugverkehr auf der Strecke Braunschweig - Fallersleben war er Kreuzungsbahnhof (max. 525m Zuglänge) und Personenzughalt bis September 1975.
2. Für den lokalen Güterverkehr war er lange Zeit Zugbildungsbahnhof; nicht nur für die Anschließer vor Ort, sondern auch für die Strecken Gliesmarode - Meine (KBS115), Gliesmarode - Wipshausen/Uetze sowie Nordkurve - Nordbahnhof. Dazu gab es hier eine (zeitweise 2) eigene Kleinlok(s). Bis 1988 fuhren Übergabe- züge vom Rbf bis Braunschweig Ost, deren Wagen dann von der/den Kleinlok(s) ab hier weiter verteilt wurden.
3. Verwaltungstechnisch (Personal-/Fahrplanplanung etc.) war Braunschweig Ost bis 1988 zuständig für die Bahnhöfe an den Strecken Gliesmarode - Meine, Gliesmarode - Ehmen sowie Braunschweig Nord und Braunschweig West an der Ringbahn.
4. Es existierte die Bahmeisterei Braunschweig Ost mit eigenem Lager und Kleinlok (323 770) bis 1991/ 1992(?).

Für den Zugbetrieb war der Bahnhof mit einem Fahrdienstleiter besetzt; an das mechanische Stellwerk im Empfangsgebäude waren die Hauptsignale, die Weichen 17 und 3 sowie die Gleissperren an den Weichen 13 und 4 angeschlossen. Neben dem Fahrdienstleiter war bis 1984 noch ein Schrankenwärter für den Bahnübergang Bevenroder Straße notwendig, danach wurde eine elektrische Schrankenanlage mit Bedienung durch den Fahrdienstleiter (mit Monitorüberwachung) eingebaut. Bemerkenswert war weiterhin die Länge des gesamten Bahnhofsbereichs: Wegen der engen und unübersichtlichen S-Kurve durch das Industriegebiet Volkmaroder Straße und zweier Anschlußgleise dort stand das Einfahrsignal aus Richtung Lehre am Kilometer 3,5, fast 900m vom Empfangsgebäude entfernt. Im krassen Gegensatz dazu betrug die Entfernung zwischen den Bahnhöfen Braunschweig Ost und Gliesmarode von Einfahrsignal zu Einfahrsignal nicht einmal 300m(!).

Braunschweig Ost kurz vor dem Ende: Am 28.11.00 sieht es hier schon reichlich trostlos aus, die fehlende Weiche und das nicht mehr genutzte Gebäude verstärken diesen Eindruck noch. Wenige Tage später fuhr der letzte Zug. Bis 1988 ein gewohnter Anblick an Wochenenden: Die beiden "Ost-Köfs" wurden auf Gleis 5 abgestellt, der 614 kommt gerade aus Wolfsburg. Die beiden großen Brückenkräne gehören zum Gelände der Fa. Wagner.
Die Technik im Stellwerk Bof am 31.12.96. Die Einfahrsignale aus beiden Richtungen (Lehre und Gliesmarode) besaßen wegen der großen Entfernung Signalwinden. Teilansicht des Blockschranks: Streckenblock in beide Richtun- gen, Fahrstraßen jeweils nach Gleis 1 oder 2. Von Lehre nähert sich gerade ein Zug (Endfeld rot).
Auch dieser Blick durchs Teleobjektiv vom Bahnübergang Karl- Hintze-Weg zeigt regen Zugbetrieb. Man beachte die Vorsignale vor den Ausfahrsignalen P1/P2, erstere gehörten bereits zum Einfahrsignal H Gliesmarode. Auch die Anschlußgleise im Bereich Volkmaroder Straße (rechts Fa. Munte, links Fa Wahrendorf) gehörten zum Bahn- hofsbereich. Hinter der Kurve im Hintergrund stand das Ein- fahrsignal aus Richtung Lehre (Aufnahme vom 09.03.98).

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Stand der Bearbeitung 08.06.06